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Interviews

Es ist erstaunlich, wie eine grundlegende Konvention des Horrorschreibens in Horrorfilmen oft fehlt. - Johannes Grenzfurthner

Johannes Grenzfurthner steckt man nur schwer in eine Schublade. Der preisgekrönte Künstler, Regisseur, Autor, Herausgeber, Comedian, Schauspieler, Moderator, Performer und Gründer des Kollektivs monochrom ist ein Mensch mit vielen Talenten. Mit einem exklusiven Interview zu seinen Filmen RAZZENNEST und MASKING THRESHOLD gibt er uns einen tieferen Einblick in sein Schaffen.

 

Mit seinen Kunstprojekten hat sich Johannes Grenzfurthner in Österreich und über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. In seinem Filmen gelingt ihm durch die Horror-Komponente das Eintauchen in eine düstere, aber schwerer einzuordnende Welt. Bei RAZZENNEST stellt er sich in einem erzählerischen Experiment die Frage, wie man die Gräueltaten des 30-jährigen Krieges angemessen auf die Leinwand bringen kann. In MASKING THRESHOLD begleiten wir den Protagonisten in einem Kammerspiel durch seinen Forschungsprozess, seine debilitierende Hörbehinderung zu heilen.

Filmstill aus „Masking Threshold“/ © monochrom

Filmstill aus „Razzennest“/ © monochrom

In unserem Gespräch gibt Johannes Grenzfurthner einen spannenden Einblick in sein Schaffen und seiner Verortung in der Filmwelt.

Du spielst in deinen Filmen nicht nur mit dem Horror-Genre, sondern auch mit dem Medium selbst. Die Erzählweise von Masking Threshold erinnert vage an die Ästhetik von YouTube-Videos, während sich die Handlung bei Razzennest im Audiokommentar abspielt. Was hat dich zu diesem Ansatz inspiriert?

Es ist erstaunlich, wie eine grundlegende Konvention des Horrorschreibens in Horrorfilmen oft fehlt. Und damit meine ich die „Ich-Perspektive“, die im literarischen Schrecken so oft verwendet wird – die findet in der Filmwelt oft keine adäquate Entsprechung. Stattdessen wird die Ich-Perspektive oft in eine visuelle Drittpersonenerzählung umgewandelt. Das führt dazu, dass wir in Filmen zwar gut gesprochene Ich-Perspektiven-Narrationen hören, am Ende aber dennoch zusehen, wie Jonathan Harker, Victor Frankenstein oder Montresor über die Leinwand stolpern. Ich versuche in „Masking Threshold“, dieses Phänomen zu dekonstruieren, aber auch eine unterhaltsame Gegenposition einzunehmen. Ich lasse meinen namenlosen Hauptcharakter Wissensbereiche, Meinungen und Zeitebenen durchwandern und kommentieren; die oft wunderschön-beunruhigenden Makrobilder seiner Experimente werden so mit einer semi-strukturierten Ich-Perspektive kontrastiert. Es ist der Versuch, Paranoia und pseudowissenschaftliche Über-Rationalisierung in die klassische Wahnsinnsgeschichte nach Lovecraft oder Poe einzubringen.

Philosophischer Kern von „Masking Threshold“ ist die Angst, die viele Menschen quält: die moderne Weltsicht, die den Menschen aus dem Zentrum der Schöpfung reißt und zu einem Staubkorn im All reduziert; die Liebe zur Vergangenheit mit ihren zugedeckten Geheimnissen; die reaktionäre Angst vor Degeneration, Dekadenz, Regression, kulturellem Zerfall, historischem Verfall und nicht zuletzt rassistische Furcht vor „Verunreinigung“. Der Protagonist ist zwar ein wissenschaftlich gebildeter, queerer Mensch, der aber dennoch von seinen düsteren, regressiven Ängsten und seiner eigenen traumatischen Vergangenheit überwältigt wird. Und da hilft mir die Stimme des Protagonisten, ohne dass man sein Gesicht jemals ganz zu sehen bekommt. Die Idee war es, den Zuseher und die Zuseherin langsam und gemächlich in die Welt des Hauptcharakters eintauchen zu lassen und dann die Handbremse loszulassen. Es ist eine schöne Möglichkeit, die Neurotik des liberalen Spätkapitalismus bis zur ultimativen Conclusio durchzuspielen: bis zu Blut und Beuschel.

In Razzennest bekommt sowohl das Genre- als auch das Arthouse-Kino sein Fett weg. Hierin kann man unter anderem den Wunsch nach Versöhnung erkennen. Wird noch eine zu starke Trennlinie zwischen den beiden Spielarten gezogen?

Ich finde ja, dass ein guter Film ein guter Film ist und war deswegen nie so auf die Kategorisierung bedacht, unter denen ein Werk eingereiht wird. Ich bin da ja sehr radikal für die Auflösung solcher Tags. Ich finde ja nicht einmal die Einteilung in fiktionalen Spielfilm und Dokumentarfilm hilfreich. Humbug! Als ob nicht alles Konstruktion wäre!
Die satirische Seite von „Razzennest“ zielt schon darauf ab, die zeitgenössische Kunstfilmkultur – siehe etwa Geyrhalter – humorvoll zu beleuchten. Aber nicht im Sinne eines Fingerzeigens, sondern einer dir den Atem abwürgenden, freundschaftlichen Umarmung.

Ich betrete mit dem Horror-Modus von „Razzennest“ eine düstere, aber schwerer einzuordnende Welt. Ist das Hörspiel? Ist das Parodie? Ist das „Grand Guignol“, aber ohne Körpersäfte? Ein zentrales Thema ist die Frage, wie man die Grausamkeiten des Dreißigjährigen Krieges angemessen darstellen kann. Ich verwende deswegen die Metafiktionsebene des Films, um zu zeigen, wie schwierig es ist, diese Gewalttaten durch eine Montage von Bildern allein zu vermitteln. Die Kommentare im Film selbst reflektieren die Herausforderungen, die mit der Darstellung von Geschichte und Gewalt verbunden sind, und laden dazu ein, über die Grenzen des visuellen Erzählens nachzudenken.

Genre-Kino bekommt in den letzten Jahren auch in Österreich einen höheren Stellenwert. Wie ist deine Beziehung dazu und welche österreichischen Genre-Perlen hast du besonders in’s Herz geschlossen?

Das finstere Tal von Andreas Prochaska
Hagazussa – Der Hexenfluch von Lukas Feigelfeld
Rubikon von Magdalena Lauritsch
Die Piefke-Saga von Wilfried Dotzel und Werner Masten

Oh, da gibt es ein paar schöne Beispiele. „Das finstere Tal“ ist ja mittlerweile Klassiker geworden, und er beeindruckt mich trotz des Indie-WhatTheFuck-Soundtracks immer noch sehr. Ich mag auch „Hagazussa“ verdammt gerne, was zu meiner Zusammenarbeit mit der Hauptdarstellerin Aleksandra Cwen geführt hat. Leider war ich aber von „Rubikon“ doch recht enttäuscht, hoffe aber, dass sich die österreichsche Filmförderung weiter an Sci-Fi-Stoffe wagen wird.
PS: Ich glaube, es geht kaum bizarrer und österreichischer als der 4. Teil der „Piefke-Saga“.

In Masking Threshold und Razzennest spielt der Entwicklungsprozess eine große Rolle. Überlässt du im Schaffensprozess etwas dem Zufall oder gehst du bei deinen Filmen streng nach Plan vor?

In beiden Fällen war der Kristallisationspunkt das Interesse am Thema. Ich bin schon seit Jahren fasziniert vom Phänomen des Tinnitus, und ich habe alles gelesen was es zum Thema zu lesen gibt. Die medizinischen Fachbücher, die als Props im Film gezeigt werden, habe ich allesamt verschlugen und sind in das Drehbuch von „Masking Threshold“ eingeflossen. Und in „Razzennest“ war es meine seit der Kindheit bestehende Faszination für den Dreißigjährigen Krieg. Ich bin ja nicht weit von den Schwedenhöhlen aufgewachsen und habe schon in der Volksschule davon gehört.
Beide Filme waren sehr genau geplant. Das ging auch wegen meines geringen Budgets nicht anders. Aber natürlich klappt nicht immer alles. Manchmal spielen die Nacktschnecken nicht mit, oder ein Vogel kackt dir auf den Sensor, aber damit muss man umgehen. Filmemachen ist Problemlösen, und vieles löst sich dann eh im Schnitt. Ich bin sowieso der Meinung, dass der Schnitt der wichtigste Teil einer Produktion ist, und deswegen bin ich da auch sehr obsessiv. Da wird jedes Frame drei Mal umgedreht.

Gibt es noch etwas, das unser Publikum über die beiden Filmen wissen sollte?

Ich arbeite gerade an einem weiteren Horrorfilm, diesmal eine Mystery-Horror-Groteske namens „Solvent“. Für mich ist das quasi der dritte Teil einer losen Trilogie. Handlungstechnisch sind die Filme nicht verknüpft, aber definitiv in philosophischen Fragestellungen, im Einsatz von Sound, in der Art Weise, wie ich mit dem Verborgenen der Geschichte umgehe. In „Masking Threshold“ dreht es sich um den Äther, um die Schwingungen, den ephemere Schrecken. In „Razzennest“ geht es um den Boden, die Erde, das, was sich in ihr versteckt, das, was nicht loslassen kann. Und in „Solvent“, der Name deutet es schon an, wird es sich um das Liquide drehen; um das Wasser, das sich unbeirrbar den Weg bahnt, als Metapher für die unverdrängbare Macht der Geschichte.

Credits: Johannes Grenzfurthner / monochrom